Projektbeschreibung
Das interdisziplinäre Forschungsprojekt verfolgt das Ziel, frühe Kindheit in der heutigen Zeit genauer zu betrachten. Dabei sollen die Auswirkungen struktureller gesellschaftlicher Veränderungen in Berufswelt, der Organisation von Familien und Kinderbetreuung auf die Lebens- und Beziehungsgestaltung wie den Umgang von Eltern und pädagogischen Fachkräften mit Kindern untersucht werden. Im Rahmen einer Pilotstudie mit randomisiertem Kontrollgruppendesign wird die Wirksamkeit eines präventiven Interventions- und Beratungsprogramms überprüft, das darauf abzielt, Reflexionsprozesse bei Eltern zu intensivieren und damit ihre Entscheidungs- und Handlungssicherheit zu stärken. Aktuelle Veränderungen werden historisch vor dem Hintergrund der Geschichte von Kindheit und Erziehung in beiden deutschen Staaten seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs eingeordnet und familiäre wie gesellschaftliche Konzepte früher Kindheit sowie daraus resultierende Handlungspraktiken in ihrer Relevanz für die heutige Gesellschaft beleuchtet. Aus der Interdisziplinarität der Forschenden ergeben sich unterschiedliche Zugänge und Leitfragen:
- Historisch: Welche (konkurrierenden) Konzepte früher Kindheit und Formen der Kinderbetreuung entwickelten sich unter welchen gesellschaftspolitischen Bedingungen seit dem Zweiten Weltkrieg? Wie sind die aktuellen Veränderungen im historischen Vergleich zu bewerten? Welche Veränderungen haben historisch betrachtet in besonderem Maße zur Verunsicherung junger Familien beigetragen und wirken sich möglicherweise bis heute aus?
- Gesellschaftspolitisch: Welche Konsequenzen hat der aktuelle Strukturwandel für das Entscheidungsverhalten der Eltern und ihre Vorstellung von Bildung, Erziehung und Kinderbetreuung? Inwieweit beeinflussen Brüche in der eigenen Familie und/oder tradierte Betreuungs-/Erziehungsvorstellungen ihre Erwartungen und Entscheidungen? Welche Anforderungen an Betreuungseinrichtungen ergeben sich aus den Erwartungen und Bedürfnissen?
- Ökonomisch: Welche ökonomischen und gesellschaftlichen Konsequenzen ergeben sich aus dem aufgezeigten gesellschaftlichen Wandel der frühen Kindheit? Welche Kinderbetreuungsformen werden gewählt und wie beeinflussen diese die beruflichen Entscheidungen der Eltern?
- Psychologisch: Welche Effekte hat ein entwicklungsbegleitendes präventives Beratungsprogramm, das darauf abzielt, Unsicherheiten zu reduzieren und Eltern in ihrer Reflexion der Grundlagen familienbezogener Entscheidungen, der Kenntnis über frühkindliche Entwicklung und der Beziehungsgestaltung zum Kind zu stärken?
- Pädagogisch: Welche Einstellungen und Haltungen zu frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung haben pädagogische Fachkräfte heute und wie setzen sie diese um? Wie wird ihre professionelle Haltung von der eigenen Familienbiographie geprägt? Welche Auswirkungen ergeben sich dadurch auf die Zusammenarbeit mit Eltern?
Zur Beantwortung der Fragen nimmt das Projekt verschiedene Zielgruppen in den Blick:
- Ersteltern mit Kindern zwischen 0 und 2 Jahren,
- deren Großeltern, Urgroßeltern, sowie
- pädagogische Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen für Kinder von 0 bis 3 Jahren.