Pädagogisch-psychologisches Teilprojekt
Professionalität in der Kinderbetreuung: Die Bedeutung der Haltungen pädagogischer Fachkräfte für ihr Handeln
Zunehmend früher und länger pro Tag befinden sich bereits kleine Kinder in sozialen Gruppen, die im Rahmen von Bildung, Erziehung und Betreuung mit Familien in Wechselwirkung stehen. Kindertageseinrichtungen stellen dabei den größten Anteil familienergänzender Infrastruktur dar. Die Qualität früher Bindungserfahrungen in Familie sowie Betreuungseinrichtungen hat Auswirkungen auf die Entwicklung kindlicher Funktionsbereiche, wie zum Beispiel die sozialemotionale, sprachliche oder kognitive Entwicklung. Empirische Studien belegen, dass ein feinfühliger, Resonanz gebender und assistierender Umgang von besonderer Bedeutung für die kindliche Entwicklung ist. Säuglinge wie Kleinkinder benötigen dafür neben kompetenten Eltern auch kompetente Fachkräfte, die zudem eine gelingende Zusammenarbeit mit den Eltern gestalten können. Im Zentrum früher Bildung und frühpädagogischen Handelns steht eine professionelle Beziehungsgestaltung.
Dieses Teilprojekt fokussiert einen Aspekt, der bislang von der Forschung im Bereich der Kinder unter drei Jahren eher vernachlässigt wurde: Die professionelle Haltung pädagogischer Fachkräfte in Bezug auf die Bedeutung familienergänzender Bildung, Erziehung und Betreuung. Damit sind einerseits konkrete Wahrnehmungs-, Orientierungs- und Denkmuster im Sinne von handlungsleitenden (ethisch-moralischen) Wertorientierungen gemeint, die Fachkräften (Handlungs-)Sicherheit geben und sich nur langsam ändern. Andererseits fallen hierunter auch Normen, Deutungsmuster und Einstellungen, die sie in ihre Arbeit und die Gestaltung von Beziehungen zu Kindern und Eltern einbringen. Die professionelle Haltung ist ein entscheidender Faktor für die Bestimmung und Sicherung der Orientierungsqualität einer Einrichtung. Explizite und implizite handlungsleitende Orientierungen von Fachkräften wirken sich aber auch unmittelbar auf den Umgang mit Kindern und Eltern aus.
Mittels Fragebogen werden Werte und Vorstellungen pädagogischer Fachkräfte im Hinblick auf ihr Bild einer idealen Familie, eigene Grundhaltungen in Bezug auf institutionelle Kinderbetreuung, Partnerschaft und Erziehung in den ersten drei Lebensjahren erfasst. Weiterhin interessiert die Feinfühligkeit der Fachkräfte, die in der Beziehungsgestaltung mit Kindern und Eltern zur Geltung kommt. Letztendlich soll untersucht werden, inwiefern die eigene Familiengeschichte, Sozialisationserfahrungen und Haltungen mit dem Alter und den Berufserfahrungen der Fachkräfte ggf. auch regional variieren. Zukünftig ist geplant, mit ausgewählten Fachkräften vertiefende qualitative Interviews durchzuführen und eventuell Gruppendiskussionen in einzelnen Einrichtungen zu initiieren.