Prof. Dr. Thomas Strowitzki
Ärztlicher Direktor der Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Fertilitätsstörungen, Universität Heidelberg
Abstract
Reproduktionsmedizinische Techniken und Embryotransfer
Unter den Formen der Befruchtung außerhalb des Körpers haben sich im Wesentlichen 2 Techniken durchgesetzt: die klassische In vitro-Fertilisation IVF und die intracytoplasmtaische Spermieninjektion ICSI.
In der Regel wird für die künstliche Befruchtung eine hormonelle Stimulation zur Erzielung eines multifollikulären Wachstums vorgeschaltet. Die Eizellentnahme erfolgt fast ausschließlich durch die Scheide unter Ultraschallkontrolle. Bei der IVF werden in vitro zu jeder reifen Eizelle ca. 100.000 Spermien dazu gegeben, bei der ICSI wird ein einzelnes Spermium direkt in die Eizelle injiziert. Die embryonale Entwicklung in vitro wird entweder über 2 Tage bis zum Vierzellstadium oder über 5 Tage bis zum Blastozystenstadium beobachtet.
In Deutschland wird überwiegend der Embryotransfer von 2 Embryonen unterschiedlicher Entwicklungsstadien durchgeführt. Die Schwangerschaftsraten pro Embryotransfer liegen bundesweit aktuell bei ca. 32% pro Embryotransfer mit altersabhängigen Unterschieden. Die Mehrlingsrate beträgt ca.22% laut DIR 2015 (Deutsches IVF-Register). Mittlerweile sind weltweit 6,5 Millionen Kinder nach IVF und ICSI geboren worden.
Aus den Techniken der extrakorporalen Befruchtung sind eine Vielfalt von Ergänzungen durch die Verfügbarkeit von Eizellen und Embryonen außerhalb des Körpers und neue Techniken der Kryokonservierung möglich geworden. Bedeutung haben die in vitro Maturation IVM, d.h. das Gewinnen unreifer Eizellen ohne vorgeschaltete hormonelle Stimulation mit Nachreifung in vitro, sowie das Einfrieren von unbefruchteten Eizellen mit Vitrifikation und das Einfrieren von befruchteten Eizellen und auch Embryonen gewonnen. Im Focus stehen die Techniken der genetischen Diagnostik an embryonalen Zellen, die PID. Die PID wird im Ausland im großen Umfang zum Aneuploidiescreening eingesetzt. In Deutschland ist sie unter strengen Auflagen und mit sehr eingeschränkter Indikation ebenfalls möglich.
Curriculum Vitae
Professor Strowitzki studierte Medizin an der Universität des Saarlandes und der Ludwig Maximilians-Universität München, an denen er auch seine Facharztausbildung absolvierte. Von 1990 bis 1998 leitete er die Abteilung für Reproduktionsmedizin am Klinikum Großhadern der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seit 1999 ist Professor Strowitzki Ärztlicher Direktor der Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Fertilitätsstörungen am Universitätsklinikum Heidelberg. Er ist Vorsitzender der Ethikkommission der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg sowie Herausgeber der Zeitschrift Gynäkologische Endokrinologie.