Historisches Das Haus Buhl

Das Haus Buhl wurde 1722 von dem Vorarlberger Johann Jakob Rischer errichtet, einem von einem Dutzend Architekten aus ganz Europa, die Heidelbergs barockes Erscheinungsbild in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts prägten. Seine Erbauung fiel in die ersten Jahrzehnte nach Heidelbergs katastrophaler Zerstörung im so genannten pfälzisch-französischen Erbfolgekrieg der Jahre 1688 bis 1697. Der Bauherr des Hauses Buhl war der Heidelberger Hofgerichtsrat und Mathematikprofessor Friedrich Gerhard von Lünenschloß, der sich auch um den Wiederaufbau der Universität verdient machte.

Haus Buhl mit Garten

Die Kirschen im Garten des Herrn von Landas

Möglicherweise ist der hohe Sockel des Hauses auf die Kellerkonstruktion eines Vorgängerbaus zurückzuführen: Auf alten Stichen ist auf dem Anwesen ein stattliches Fachwerkhaus belegt, das zu Beginn des 17. Jahrhunderts dem kurpfälzischen Hofgerichtsrat Johann Friedrich Pastor, nach dem Dreißigjährigen Krieg dem Hofmarschall und Vogt von Heidelberg, Johann Friedrich von Landas, gehörte. In einem ihre Briefe schrieb Liselotte von der Pfalz: „wo daß ober thor ist, weiß ich woll, den ich habe gar offt den weg in deß herrn oberamptman von Heidelberg, des Herrn von Landaß hauß gemacht, so geraht unter dem thiergartten war, offt des morgendts umb 4 bin ich nunder gangen durch den Burgweg undt habe mich dort so voller Kirschen gefreßen daß ich nicht mehr gehen kundt.“ Im Zuge des Neubaus wurden zwei alte Tore in den Häuserkomplex integriert, von denen das westliche Portal noch heute steht.

Freitreppe im Louis-Seize-Stil

Ein kompakter, rechteckiger Grundriss und das gewalmte Mansarddach lassen das Gebäude trotz seiner Anbauten als Solitär erscheinen. Im Innern liegen auf beiden Seiten des Mittelflurs zwei Treppenläufe, die sich im Obergeschoss auf dem Ausgangspodest zum Südbalkon vereinen. Das Portal mit der prächtigen Freitreppe im Louis-Seize-Stil stammt von einer umfassenden Renovierung in den Jahren 1770 bis 1784. Sie zeigen den Übergang vom Spätbarock zum frühen Klassizismus. Vorbilder dafür fanden die Bauherren im Schwetzinger Schlossgarten. 1986 wurde die Bel Étage im Stil des ausgehenden 18. Jahrhunderts restauriert.

„... zur Errichtung eines Erholungsheims“

1889 gelangte das Haus in den Besitz des Juristen und Universitätsprofessors Heinrich Buhl, der es 1907 der Universität schenkte. Testamentarisch bestimmte er, dass seine Häuser und Gärten „zur Errichtung eines Erholungsheims oder zu einem ähnlichen mildtätigen Zweck“ dienen sollen. Infolge der Wirren des Krieges konnte dem Stifterwillen jedoch nicht sofort entsprochen werden. Nach dem Ersten Weltkrieg war das Haus vorübergehend an das Institut für Zeitungswesen und das Institut für Volkswirtschaft und Statistik vermietet. Ab 1931 war es Aufenthaltsheim für Studierende, 1938 wurde das schon seit 1932 geplante Vorhaben verwirklicht, es in ein Wohnheim für ausländische Gäste der Universität zu verwandeln. Nach der Beschlagnahmung des Hauses durch die Allierten von 1945 bis 1948 beschloss der Senat der Universität, das Anwesen als Studenten- und Gesellschaftshaus der Universität zu verwenden. Heute dient es als Gästehaus der Universität sowie als Veranstaltungsort für Empfänge, Konzerte und Theater.

Literatur:

Elfriede Akaike und Peter-Anselm Riedl, Das Haus Buhl und seine Nebengebäude, in: Die Gebäude der Universität Heidelberg, hg. von Peter Anselm Riedl, Berlin 1985 (Semper Apertus 5), S. 311-322;
Bernd Müller, Architekturführer Heidelberg. Bauten um 1000-2000. Mannheim 1998 (Sonderveröffentlichungen des Stadtarchivs Heidelberg 10), S. 72.

 

Carla Meyer, Dipl.-Germ.
(Institut für Fränkisch-Pfälzische Geschichte und Landeskunde der Universität Heidelberg)