Das Kolleg Marsilius-Arkaden
„Öffentliches Schaufenster der Universität“
Neues Domizil des Marsilius-Kollegs der Universität Heidelberg sind seit 2016 die neuerrichteten Marsilius-Arkaden auf dem Campus Im Neuenheimer Feld. Zuvor hatte das Haus Buhl in der Heidelberger Altstadt unterhalb des Heidelberger Schlosses das Kolleg seit seiner Gründung im Jahr 2008 beherbergt.
2015 fertiggestellt, hat das Marsilius-Kolleg Anfang April 2016 im Rahmen eines Festaktes seine neue Heimat im Nord-Turm des dreiteiligen Komplexes bezogen, als dessen Namensgeber das Kolleg steht. Mit einer Schiffsfahrt auf dem Neckar wurde der Aufbruch zu neuen Ufern auch symbolisch vollzogen. Die neuen Räumlichkeiten bieten ganz neue Optionen für das Marsilius-Kolleg, das immer mehr der zentrale Motor werde, um die Interdisziplinarität in der gesamten Universität voranzutreiben, so Thomas Rausch, Molekularbiologe und einer der beiden Direktoren des Kollegs. „Wir sind jetzt das öffentliche Schaufenster der Universität. Jeder kann hereinschauen und wir wollen auch sichtbarer werden“, meint der Mittelalterhistoriker Bernd Schneidmüller, Co-Direktor des Marsilius-Kollegs, anlässlich der Eröffnung.
Entstehung der Arkaden
Verschiedene Nutzungskonzepte, die für das universitätseigene Grundstück am Eingang zum Neuenheimer Feld in der Vergangenheit vorlagen, wurden von verschiedener Seite immer wieder verworfen. Die Idee zum Bau der Marsilius-Arkaden brachte schließlich die universitätsnahe Stiftung Unterländer Studienfonds ein, die 2007 einen europaweiten kombinierten Architekten- und Investorenwettbewerb ausschrieb. Aus diesem ging der vom Heidelberger Projektentwickler und Investor Andreas Epple gemeinsam mit dem Architekturbüro „hübner + erhard und partner“ (heute „Element A“) eingereichte Projektentwicklungsentwurf als Sieger hervor. Baubeginn war im Oktober 2013; bereits Ende 2015 konnten die Marsilius-Arkaden fertiggestellt werden. Insgesamt sind im Rahmen dieses architektonisch anspruchsvollen Projekts auf 20 000 Quadratmeter Fläche Räumlichkeiten für wissenschaftliche Arbeit, klinische Forschung und universitätsnahes Wohnen entstanden.
Eine neue Landmarke am Neckar
Die Marsilius-Arkaden, ein dreiteiliges Gebäudeensemble an der Südseite des Campus Im Neuenheimer Feld in direkter Nachbarschaft zur Chirurgischen Klinik, sind in unmittelbarer Nähe zum Neckar gelegen. Die jeweils zehnstöckigen Nord- und Südtürme des Komplexes stehen auf Sockelbauten und sind durch zweigeschossige Arkaden miteinander verbunden. Gleichzeitig verlängern die Arkaden die Nord-Süd-Achse im Neuenheimer Feld von der Mensa zum Neckar hin. Die Sockelzonen bieten großzügige Räumlichkeiten zu Tagungs- und Vortragszwecken. Auch befinden sich dort ein kleines Bistro sowie ein ökumenisches Zentrum für Campus- und Klinikseelsorge. Durch ihre schieferne Materialität setzen sich die Sockelgeschosse von den übrigen in hellem Putz gehaltenen Stockwerken ab. Mit einer dunkler gestalteten Alu-Blechverkleidung versehen ist dagegen der dreizehnstöckige Westturm. Die drei Türme umfassen einen von allen Seiten begehbaren, zum Verweilen einladenden, Innenhof.
Wurden im Westturm vor allem Büroflächen für Abteilungen des Universitätsklinikums und der medizinischen Fakultät Heidelberg und im Südturm Personalwohnungen für das Klinikum eingerichtet, so hat das Marsilius-Kolleg im April 2016 seine neuen Räumlichkeiten in den Sockelgeschossen des Nordturms bezogen, als dessen Namensgeber es auch steht. Die Stockwerke darüber beherbergen das Zentrum für Informations- und Medizintechnik (ZIM) des Universitätsklinikums, in den oberen Etagen befinden sich zudem weitere Wohnungen für Studierende und Gastwissenschaftler/innen.
Kunst am Bau
Im Zuge des Bauprojektes wurde auch der Marsilius-Arkaden Kunstwettbewerb ausgeschrieben; sieben Meisterschülerinnen und Meisterschüler der staatlichen Akademie der bildenden Künste in Stuttgart bekamen die Möglichkeit, ihre Beiträge zur künstlerischen Ausgestaltung des Neubaus einzureichen. Zur Orientierung war den Bewerberinnen und Bewerbern das Thema „HumanNature –NatureHuman“ mitgegeben worden. Die elfköpfige Jury entschied sich, zwei Arbeiten der Ludwigsburger Künstlerin Nina Bergold mit dem ersten Preis auszuzeichnen. Ihre Werke „Circulation“ und „Suchende“ sind in den Foyers des West- beziehungsweise des Nord-Turmes zu besichtigen.
„Circulation“ im Westturm verbindet sich untrennbar mit der Architektur des Treppenaufgangs in den Arkaden, so Prof. Dr. Henry Keazor, Professor für Neuere und Neueste Kunstgeschichte an der Universität Heidelberg. Nicht nur legt sich die Arbeit, die sich aus einer Serie von dynamischen Linien, in Orange und in Blau gehalten, zusammensetzt, über die jeweiligen Stirnwände der Arkaden, die Linienkompositionen überziehen auch die parallel zur Empore strebenden Träger des Foyers. Gänzlich im Fluss ergeben sie beim Durchschreiten des Raumes ein sich stets veränderndes großes Ganzes.
Die „Suchende“, Frau Bergolds Arbeit im Foyer des Marsilius-Kollegs, arbeitet mit der Spannung aus Abstraktion und Bild-Assoziation; erst auf den zweiten Blick scheint sich eine menschliche Gestalt aus Linien zu formen, ist die „Suchende“ zu erkennen, um sich dann wieder in einem Liniengewirr aufzulösen. Interdisziplinärer Forschungsansatz am Marsilius-Kolleg ist, Dinge neu zu sehen und durch wissenschaftliche Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen den Raum für neue Erkenntnisse über die Welt und über uns zu eröffnen. So stellt sich Frau Bergold bei der „Suchenden“ Fragen, deren endgültige Antworten auch die Wissenschaft noch schuldig ist: „Was sehen wir eigentlich, wenn wir und unsere Wahrnehmung selbst auch nur Teil dessen sind, was wir sehen wollen? Ist ein solches Sehen überhaupt möglich oder bleibt es immer nur eine Annäherung? Auch die „Suchende“, sagt die Künstlerin, versucht, Dinge zu erkennen, zu ‚durchblicken‘.“
Quellen
HumanNature –NatureHuman. Marsilius-Arkaden Kunstprojekt, hg. von der Epple Projekt GmbH, Heidelberg, 2016, S. 19-33, 52-53.
Timo Teufert: Feierliche Eröffnung der Marsilius-Arkaden im Neuenheimer Feld, erschienen in der RNZ vom 8.4. 2016