Fellow-Klasse 2021-2022 Prof. Dr. Jan Schuhr
Arbeitsvorhaben am Marsilius-Kolleg
Künstliche Intelligenz: Zwischen Wunderglaube und Wissenschaft
Die derzeitige KI hat ihr Potential auf beeindruckende Weise in vielen Anwendungen bewiesen und dadurch einen großen Enthusiasmus und Erwartungen ausgelöst. Wir befinden uns in einer Wild-West-Phase der KI, aber das Verständnis der tatsächlichen Möglichkeiten und Gefahren wächst stetig. KI erlaubt das maschinelle, auf Daten basierte Lernen und, darauf aufbauend, das schnelle Erledigen repetitiver Aufgaben. Allerdings sind der KI durch die Eingabedaten klare Grenzen gesetzt – die Ausgabe muss aus ihnen berechenbar sein; KI trägt daher nur begrenzt zum Erkenntnisgewinn bei. Der derzeit überschwängliche, teilweise unreflektierte Gebrauch von KI birgt Gefahren und wirft Fragen auf: Wie zuverlässig sind die Vorhersagen der KI? Wie transferierbar sind KIs auf andere Problemstellungen? Verhindert KI in manchen Bereichen grundlegenden Fortschritt durch ihre intrinsische Limitierung auf bekannte Daten? Es ist an der Zeit, in einen kritischen Diskurs über rechtliche, ethische und wissenschaftliche Implikationen von KI und ihrem Einsatz in verschiedenen Wissenschafts- und Lebensbereichen einzutreten. In unserem Projekt greifen wir exemplarisch drei Bereiche heraus: Jura, Mathematik und Chemie und stellen die provokante Frage nach der Sinnhaftigkeit der Entwicklung eines digitalen Richters, Mathematikers oder Chemikers.
FORSCHUNGSGEBIETE
- Strafrecht: Gesetzlichkeitsprinzip, Bestimmtheit und allgemeine Strukturen der Straftat; Betrug, Untreue, Korruptionsdelikte, Computerstrafrecht
- Strafverfahrensrecht: Beschuldigtenstellung, Sachbeweismittel, Beteiligung juristischer Personen
- Medizinrecht: Medizinwirtschaftsstrafrecht
- Rechtsphilosophie: Wissenschaftstheorie der Rechtswissenschaften, Recht und Sprache, Automatisierung und künstliche Intelligenz
Lebenslauf
- Geb. am 22.5.1975 in Braunschweig
- ab 1994 Studium der Rechtswissenschaften und Mathematik in Erlangen, Erste Juristische Staatsprüfung 1999, Diplomvorprüfung Mathematik 2000
- 1999 ‐ 2017 wiss. Mitarb./ wiss. Ass./ Akad. Rat a.Z. am Lehrstuhl von Prof. Hruschka, später Prof. Kudlich in Erlangen
- 2003 ‐ 2005 Referendariat (OLG Nürnberg), Zweite Juristische Staatsprüfung
- 2005 Promotion in Erlangen
- 2005-2017 Rechtsanwalt (Nebentätigkeit, RAK Nürnberg)
- 2015 Habilitation
- 2015/2016 Lehrstuhlvertretungen in Heidelberg und Augsburg
- 2016 W3-Rufe an die Universitäten Heidelberg und Passau
- Seit 2017 Direktor des Instituts für deutsches, europäisches und internationales Strafrecht und Strafprozessrecht, Inhaber der Professur für Strafrecht und Strafprozessrecht, Medizinrecht und Rechtsphilosophie an der Universität Heidelberg
- Seit 2018 Studiendekan der Juristischen Fakultät Heidelberg und Sprecher des Promotionskollegs Digitales Recht (Mitglied der Leitung seit seiner Einrichtung 2017)
- Seit 2019 auch Direktor des gemeinsamen Instituts für Deutsches, Europäisches und Internationales Medizinrecht, Gesundheitsrecht und Bioethik (IMGB) der Universitäten Heidelberg und Mannheim
Ausgewählte Publikationen
Tabelle
Rechtsdogmatik als Wissenschaft. Rechtliche Theorien und Modelle (Dissertation), Schriften zur Rechtstheorie Bd. 230, Duncker & Humblot, Berlin 2006, ISBN 978-3-428-12079-6 |
Strafrecht, Besonderer Teil 2, Straftaten gegen Vermögenswerte (gemein-sam mit Thomas Hillenkamp; Fortführung von Thomas Hillenkamp, 21.-40. Aufl., und Johannes Wessels, 1.-20. Aufl.), Reihe Schwerpunkte Pflichtfach, C.F. Müller, Heidelberg: 43. Aufl., 2020, ISBN 978-3-8114-4971-8, mit ebook (als E-Book ISBN 978-3-8114-9263-9), zuvor bereits 42. Aufl., 2019 und 41. Aufl., 2018 |
Kommentierung (gemeinsam mit Gerhard Dannecker) von § 1 StGB inkl. Anhang zur Wahlfeststellung und § 2 StGB, in: Cirener/Radtke/Rissing-van Saan/Rönnau/Schluckebier (Hrsg.): Strafgesetzbuch. Leipziger Kommentar, 13. Aufl. Bd. 1 2020, Walter de Gruyter, Berlin/Boston, ISBN 978-3-11-030025-3, e-ISBN (e-Book) 978-3-11-030041-3, e-ISBN (E-PUB) 978-3-11-038918-0, Seiten 55-442 |
Kommentierung unter besonderer Berücksichtigung medizinrechtlicher As-pekte von Betrug und Computerbetrug, §§ 263, 263a StGB, Untreue, § 266 StGB, Urkundsdelikte, §§ 267, 268-270, 274 StGB, Ausstellen unrichtiger Gesundheitszeugnisse, § 278 StGB, Bestechlichkeit und Bestechung im wirt-schaftlichen Verkehr und im Gesundheitswesen, §§ 299, 299a, 299b, 300-302 StGB, Unterlassene Hilfeleistung, § 323c StGB, Vorteilsannahme, Be-stechlichkeit, Vorteilsgewährung und Bestechung §§ 331-338 StGB, in: Spickhoff (Hrsg.): Medizinrecht, Beck'sche Kurz-Kommentare Bd. 64, C.H. Beck, München, zuletzt 3. Aufl. 2018, ISBN 978-3-406-72099-4, Seiten 2779-2895, zuvor bereits 2. Aufl. 2014, 1. Aufl. 2011 |
Zur Vertretbarkeit einer rechtlichen Aussage, in: JuristenZeitung (JZ) 12/2008 (63. Jg.), Mohr Siebeck, Tübingen, ISSN 0022-6882, Seiten 603-611 |
Kommentierung von §§ 133 bis 136a StPO einschließlich einer Vorbemer-kung, in: Knauer/Kudlich/Schneider (Hrsg.): Münchener Kommentar zur Strafprozessordnung (in 3 Bänden), Band 1 (§§ 1-150 StPO), C.H. Beck, München 2014, ISBN 978-3-406-64681-2, Seiten 1875-1998 |
Die Nachfahren der culpa im Wirtschaftsstrafrecht, in: Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft (ZStW) Bd. 131 (2019) Heft 4, Walter de Gruyter, Berlin, ISSN 0084-5310, Seiten 985-1008 |
Datenbanken gerichtlicher Entscheidungen als Zugang zu juristischer Se-mantik? – Bemerkungen zur Kommentierung von Gesetzen im gewaltentei-ligen, demokratischen Staat, in: Friedemann Vogel (Hrsg.): Zugänge zur Rechtssemantik – Interdisziplinäre Ansätze im Zeitalter der Mediatisierung, Reihe linguae & litterae Bd. 53, Walter de Gruyter, Berlin 2015, Seiten 93-123 |
Neudefinition tradierter Begriffe (Pseudo-Zurechnungen an Roboter), in: Eric Hilgendorf (Hrsg.): Robotik im Kontext von Recht und Moral, Nomos, Baden-Baden 2014, ISBN 978-3-8487-1015-7, Seiten 13-26 |
Free will, robots, and the axiom of choice, in: Neumann/ Günther/ Schulz (Org.): 25th IVR World Congress: Law, Science and Technology, Frankfurt am Main 15-20 August 2011, Paper Series Nr.37, Series C (Bioethics/ Medicine/Technology/ Environment), 2012, urn:nbn:de:hebis:30:3-248952 |
KONTAKT
Prof. Dr. Jan schuhr
Juristische Fakultät
Institut für deutsches, europäisches und
internationales Strafrecht und Strafprozessrecht
Ruprecht-Karls-Universität
Heidelberg
E-Mail: schuhr@jurs.uni-heidelberg.de