Fellow-Klasse 2023/24 Jun.-Prof. Dr. phil. Christoph Korn
Arbeitsvorhaben am Marsilius-Kolleg
Die Kunst der Täuschung: Kooperation, Persuasion, Manipulation
Die Kunst der Täuschung hat eine lange, globale Geschichte. Unser Projekt nähert sich diesem allgegenwärtigen Phänomen aus einer Perspektive, die psychologische Aspekte mit philologischen und historischen Ansätzen verbindet. Wir begreifen Täuschung dabei als eine Grundform sozialer Kooperation. Soziale Kooperation wird oft als eine Voraussetzung für beiderseitig vorteilhafte Interaktion angesehen, das heißt für ein Zusammenwirken zweier oder mehrerer Akteure oder Gruppen zum Erreichen gemeinsamer Ziele. Genau dies machen sich Täuscher zunutze. Ihnen ist bewusst, dass Kooperationsbereitschaft auch durch Täuschung, Manipulation und Strategien des make believe erzeugt werden kann, insbesondere dann, wenn sich die Interaktanten in asymmetrischen Konstellationen begegnen. Unser Interesse gilt der vergleichenden Analyse solcher Täuschungs-konstellationen. Wir untersuchen den Zusammenhang von Kooperation, Persuasion und Manipulation dazu in Situationen, in denen Akteure ihre Kooperationspartner entweder bewusst täuschen oder sich selbst gegen Einflussnahme und Irreführung zur Wehr zu setzen versuchen. Ziel unseres Vorhabens ist es, ein präziseres Verständnis von den historischen und psychologischen Gegebenheiten zu gewinnen, aus denen heraus Wissens-ansprüche mit Überzeugungskraft vertreten und zur Anknüpfung einseitig profitabler Kooperationsbeziehungen instrumentalisiert werden können. Im germanistischen Teilprojekt steht die Analyse typisierter Szenen aus dem politischen Theater der 1920er bis 1940er Jahre im Zentrum, mit denen Dramatiker auf Täuschung basierende Kooperationskonstellationen darstellen, um entweder selbst propagandistische oder gegenpropagandistische Botschaften zu verfolgen oder aber über politische Manipulationsstrategien aufzuklären. Das psychologisch/neurowissenschaftliche Teilprojekt versucht diese Thematik in experimentelle Situationen zu übersetzen, anhand derer Verhaltensstrategien sowie deren neuronalen Korrelate untersucht werden können. Dabei sind die Prozesse des (übermäßigen) „Mentalisierens“ (auch als „Theorie des Geistes“ bezeichnet) sowie des (übermäßigen) „Vermeidens“ bei Personen mit und ohne Persönlichkeitsstörungen ein besonderer Fokus. Das sinologische Teilprojekt untersucht diese Thematik am Beispiel von Strategien, die Quacksalber und Winkeladvokaten im China des 17.-19. Jahrhunderts entwickelten, um vermeintlich leichtgläubige Opfer und notorisch misstrauische Autoritäten zu täuschen.
FORSCHUNGSGEBIETE
- Kognitive Neurowissenschaften
- Psychiatrie
- Psychologie
Lebenslauf
- 2020 Assistant Professor of Social Neuroscience (W1-Tenure Track) and Principal Investigator Emmy Noether research group, Department of General Adult Psychiatry, Heidelberg University Hospital, Germany
- 2018 Principal Investigator Emmy Noether research group, Institute for Systems Neuroscience, University Medical Center Hamburg-Eppendorf, Germany
- 2016 – 2017 Research stays (total duration of 2 months) at Harvard University, Cambridge, MA, USA
- 2016 – 2018 Postdoc, Institute for Systems Neuroscience, University Medical Center Hamburg-Eppendorf, Germany (within the Transregional Collaborative Research Centre SFB TRR 169 Crossmodal Learning)
- 2013 – 2016 Postdoc, Zurich University Hospital for Psychiatry, University of Zurich, Switzerland
- 2009 – 2013 Dr. phil. in Psychology, Freie Universität Berlin, Germany (summa cum laude; scholarship by Berlin School of Mind and Brain)
Ausgewählte Publikationen
Tabelle
Rosenblau G, Frolichs KMM, Korn CW (2023) A neuro-computational social learning framework to facilitate transdiagnostic classification and treatment across psychiatric disorders. Neurosci Biobehav Rev 149:105181. |
Frolichs KMM, Rosenblau G, Korn CW (2022) Incorporating social knowledge structures into computational methods. Nat Commun 13:1:6205. |
Korn CW, Bach DR (2019) Minimizing threat via heuristic and optimal policies recruits hippocampus and medial prefrontal cortex. Nat Hum Behav 3:7:733-745. |
Korn CW, Bach DR (2018) Heuristic and optimal policy computations in the human brain during sequential decision-making. Nat Commun 9:1:325. |
Korn CW, La Rosée L, Heekeren HR, Roepke S (2016) Processing of information about future life events in borderline personality disorder. Psychiatry Res 30:246:719-724. |
Korn CW, La Rosée L, Heekeren HR, Roepke S (2016) Social feedback processing in borderline personality disorder. Psychol Med 46:3:575-578. |
Kuper-Smith BJ, Doppelhofer L, Oganian Y, Rosenblau G, Korn CW (2021) Risk perception and optimism bias during the early stages of the COVID-19 pandemic. R Soc Open Sci 8:11:210904. |
Doppelhofer LM, Hurlemann R, Bach DR, Korn CW (2021) Social motives in a patient with bilateral selective amygdala lesions: Shift in prosocial motivation but not in social value orientation. Neuropsychologia 162:108016. |
Korn CW, Zaiser J, Schalk L, Oganian Y, Saalbach H (2017) Hard-to-read fonts do not influence the framing effect. Psychonom Bull & Rev 25:2:696-703. |
Korn CW*, Sharot T*, Walter H, Heekeren HR, Dolan RJ (2014) Depression is related to an absence of optimistically biased belief updating about future life events. Psychol Med 44:579-592. |
KONTAKT
Jun.-Prof. Dr. phil. Christoph korn
Universitätsklinikum Heidelberg
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
E-Mail: christoph.korn@med.uni-heidelberg.de