Sommersemester 2013
Sommersemester 2013
I. Interdisziplinäres Kolloquium
II. Brückenveranstaltungen
Depression - Die interdisziplinäre Herausforderung (Teil 2) |
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Prof. Dr. Andreas Draguhn (Neurophysiologie)
Prof. Dr. Rainer M. Holm-Hadulla (Psychosomatische Medizin und Psychotherapie) |
Termine: 14-tägig Dienstags, beginnend mit dem 30.4.2013 |
Ort: Karl Jaspers Center, Voßstr. 2, Gebäude 4400, Raum 212 | |
Depressionen werden in den nächsten Jahren die häufigsten Erkrankungen weltweit darstellen. Der Umgang mit Depressionen wird damit zu einer immer größeren Herausforderung. Entgegen manchen populären Darstellungen ist „Depression“ kein ausschließlich medizinisches Thema. Es wird auch in den grundlagenwissenschaftlich orientierten Lebenswissenschaften und der Psychologie bearbeitet und auch die Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften beschäftigen sich zunehmend mit den Ursachen und Auswirkungen dieser „Volkskrankheit“. Die Erklärungsmodelle sind dementsprechend vielfältig (z.B. neuronale Transmitterstörung, genetische Determination, traumatisierende Kindheitserfahrungen, soziale Überforderung), stehen aber bislang unvermittelt nebeneinander. In dem Brückenseminar sollen die unterschiedlichen wissenschaftlichen Herangehensweisen – experimentell empirisch vs. hermeneutisch – diskutiert werden mit dem Ziel, eine umfassendere Sichtweise aufzubauen. Auf diese Weise soll der Gefahr einer Reduktion auf medizinische oder soziale Faktoren begegnet werden. Für einzelne Themen werden ausgewählten Gastreferenten aus Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften eingeladen. Die Beiträge der Referenten sollen in einer gemeinsamen Publikation veröffentlicht werden, an der auch die Seminarteilnehmer/innen mitwirken sollen. Die konkrete Ausgestaltung des Publikationsprojekts wird in der ersten Sitzung des Brückenseminars besprochen. |
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Die physikalische Welt und mögliche Welten |
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Prof. Dr. Hans Jürgen Pirner (Theoretische Physik)
Prof. Dr. Anton Friedrich Koch (Philosophie)
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Termine: an folgenden Freitagen: 26.4.2013, 24.5.2013, 7.6.2013, 21.6.2013, 5.7.2013, 26.7.2013
jeweils 14 Uhr c.t. bis 18:00 Uhr
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Ort: Kantsaal, Philosophisches Seminar, Schulgasse 6 | |
In manchen (populär-) wissenschaftlichen Darstellungen werden aus den Ergebnissen physikalischer Forschung zum Teil sehr weitreichende Aussagen über die Beschaffenheit der Welt abgeleitet. In dem Brückenseminar sollen die Möglichkeiten und Grenzen physikalischer Forschung im interdisziplinären Dialog zwischen Naturwissenschaften (Physik) und Geisteswissenschaften (Philosophie) reflektiert werden. Das Seminar richtet sich ausdrücklich nicht nur an Studierende der Physik und der Philosophie, sondern ist auch für Studierende anderer Fächer offen. Die physikalische Welt ist eine Abstraktion, die sich aus der Beobachtung, dem Experiment und den daraus abgeleiteten Gesetzen entwickelt hat. In dem Teil des Seminars, der „die physikalische Welt“ behandelt, werden allgemein verständliche Aspekte der modernen Physik gezeigt, die charakteristisch sind für das physikalische Weltbild. Die Begriffe „Wahrscheinlichkeit“ und „Information“ sind grundlegend für die Interpretation von Systemen vieler Teilchen. In der Quantenmechanik kommt der Indeterminismus hinzu, der nur Aussagen über die Wahrscheinlichkeit erlaubt, mit der ein bestimmtes Ereignis stattfindet. Unbestimmtheitsrelationen geben den eingeschränkten Zugriff auf die Wirklichkeit wieder. Bei einer Messung sind Objekt, Apparat und Umgebung beteiligt. Moderne Experimente dazu werden erläutert. In vereinfachter Weise wird die Kosmologie des frühen Universums resümiert, die sich aus den neuesten Beobachtungen der Mikrowellenstrahlung und Supernovae ergibt. Die Geometrie der Raum und Zeit beruht auf Symmetrieprinzipien, die seit H. Weyl grundlegend für die moderne Physik geworden sind. Spekulationen über das „Multiversum“ erlauben neben unserem Universum andere mögliche Welten. Der abstrakte Charakter der physikalischen Welt lässt sich philosophisch verdeutlichen durch Vergleich mit der konkreten physischen Welt, der sog. Lebenswelt. Es zeigt sich dann, dass bestimmte lebensweltliche Aspekte des Realen in der physikalischen Theoriebildung systematisch ausgelassen werden, so insbesondere die phänomenalen, okkurrenten Qualitäten der wahrnehmbaren Dinge (die sog. Qualia) und die Modi der Zeit (Zukunft, Gegenwart, Vergangenheit). Daraus ergeben sich philosophische Konsequenzen für den Status der Physik und den Status der Philosophie. Als weiteres philosophisches Thema wird die metaphysische Hypothese möglicher Welten behandelt, die raumzeitlich und kausal voneinander isoliert sind. Die Annahme der Existenz von Welten als "großer, konkreter Einzeldinge" (D. Lewis) ist nützlich für philosophische Analysen. Auf der anderen Seite erscheint sie kontraintuitiv. In diesem Zusammenhang (gleichviel ob die Rede von vielen Welten nun wörtlich, wie bei Lewis, oder als heuristische Fiktion zu verstehen ist) kann die These begründet werden, dass zu jeder möglichen Welt verkörperte Subjektivität gehört (Subjektivitätsthese), dass es also kein Zufall ist, dass in der wirklichen Welt irgendwann und irgendwo denkende und wahrnehmende Personen entstanden sind. |
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Kausalität und die Entstehung des Neuen im Evolutionsprozess |
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Prof. Dr. Günter Wagner (Yale University) (Biologie) |
Das Vorbereitungstreffen findet am Montag, den 22. April 2013 um 9.00 Uhr im Hegelsaal des Philosophischen Seminars statt. Blockseminar: 1./2. Juni und 8./9. Juni 2013 Sa voraussichtlich von 09-17h, So 10-18h |
Ort: Sitzungsraum des Marsilius-Kollegs, Hauptstr. 232-234 | |
Das Seminar adressiert eine zentrale Frage des menschlichen Grundverständnisses: die Frage nach Kausalität bei der Entstehung von evolutionären Neuheiten (novelties) vor dem Hintergrund von Selektion und Anpassung. Das Thema hat verschiedene wissenschafts-theoretische Implikationen und ist für die Biologie und Naturwissenschaften von grundsätzlicher Bedeutung. Bestehende evolutionsbiologische Ansätze der Evolutionstheorie beschränken sich weitgehend auf die Trias von Mutation, Selektion und Adaptation und betrachten die Evolution als einen rein stochastischen Prozess. Davon abweichend gibt es jedoch Befunde, die für eine stärkere Berücksichtigung deterministischer Faktoren sprechen; sie werden vor allem in der Entwicklung der Organismen sowie in der Struktur des Genoms manifest, und können den Evolutionsprozess kanalisieren. Dieser strukturalistische Aspekt der Evolutionstheorie wird derzeit nur eingeschränkt berücksichtigt, hat aber große praktische und wissenschaftstheoretische Implikationen. Prof. Dr. Günter Wagner ist Professor für Evolutionsbiologie an der Yale University und wird im Sommersemester 2013 und im Wintersemester 2013/14 für mehrere Wochen als Marsilius-Gastprofessor an der Universität Heidelberg lehren und forschen. |
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Phänomenologie der Zeitlichkeit |
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Prof. Dr. Thomas Fuchs (Psychiatrie und Philosophie)
Dr. Stefano Micali (Philosophie)
Dr. Michaela Summa (Philosophie)
Dr. Boris Wandruszka (Psychiatrie)
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Termin: Blockseminar: 17.4.2013 (Vorbereitung), 13./14.6.2013, 11./12.7.2013 |
Ort: Bibliothek des Psychosozialen Zentrums, Klinik für Psychosomatik, Thibautstr. 2 | |
In diesem Blockseminar werden wir uns mit der Thematik der Zeitlichkeit aus phänomenologischer, psychopathologischer und neurowissenschaftlicher Sicht befassen. Es geht dabei insbesondere um die Frage, wie Zeitlichkeit erfahren, erlebt und im Gedächtnis repräsentiert wird. Im ersten Teil werden wir den Zusammenhang zwischen Zeitlichkeit, Selbsterfahrung und leiblicher Erfahrung betrachten (Merleau-Ponty), den problematischen Unterschied zwischen individueller und intersubjektiver Zeit diskutieren (Ricoeur) und uns mit dem Phänomen der Zeitverschiebung beschäftigen (Lévinas und Waldenfels). Im dem zweiten Teil werden wir die Psychopathologie von Selbststörungen mit Bezug auf Zeitlichkeit betrachten. Insbesondere werden wir auf die Transformationen des Zeiterlebens in der Schizophrenie und in der Depression eingehen. |