Kurzdarstellung Unbestimmtheit
Unbestimmtheit
Tagung des Marsilius Kollegs im Internationalen Wissenschaftsforum Heidelberg / 29.-30. Januar 2010
Unser Wissen erweitert sich mit großer Geschwindigkeit, aber damit werden auch die Ränder unseres Wissens immer größer. Die Unbestimmtheit wächst. Dies hat zwei entgegengesetzte psychologische Auswirkungen. Einerseits versucht der Verstand, dieser unbestimmten Situation zu entfliehen, indem er neue Bestimmungen setzt und Ordnung in das Vielfalt der empirischen Erkenntnisse zu bringen versucht. Andererseits braucht der überorganisierte Verstand eine Methode, das Gedächtnis zu leeren und zu vergessen, um sich neue Freiräume zu erschließen. Er lässt Unbestimmtheiten zu, experimentiert mit Ambiguität und Fremdartigem. Er entledigt sich des unverstandenen Wissens, und versucht „auszusteigen“ ins noch nicht Bestimmte. Leben wir also demnach in einer unbestimmten Welt?
Es lohnt, über diese Frage in verschiedenen Zusammenhängen nachzudenken. Die der Wahrheitssuche verpflichteten Philosophen erkennen, dass es vage Aussagen gibt, über deren Wahrheitsgehalt keine Aussage gemacht werden kann. Unsere Alltagssprache ist voll von solchen vagen Aussagen. Die Historiker befragen das menschliche Gedächtnis, das zu unverbundenen Ereignissen eine Geschichte erfinden kann. Diese Erzählung gibt den einzelnen Daten einen Sinn. Es kann aber auch Unbestimmtheit durch das Vergessen schaffen, um die vorgestellten Möglichkeiten zu erweitern, die durch zu präzise Erinnerungen eingeschränkt werden. Die Physiker erforschen die Unbestimmtheit der Quantentheorie in der Physik, welche aussagt, dass die Lage x und der Impuls p eines Teilchens nicht mit beliebiger Genauigkeit gemessen werden können. Dies ist eine Aussage über Unbestimmbarkeit, welche in der Natur begründet ist und nicht von der Qualität unserer Messapparaturen abhängt. Um dieses Thema zu untersuchen, haben sich der Philosoph A.