Fellow-Klasse 2014/15 Prof. Dr. Magnus Schlette

Arbeitsvorhaben am Marsilius-Kolleg

Anthropologie der Wahrnehmung

Die menschliche Sinneswahrnehmung ist von zentraler Bedeutung für die anthropologische Forschung, weil in ihr Körper und Geist als Relata einer triadischen Austauschbeziehung des Organismus mit seiner Umwelt eine Einheit bilden. Durch eine komplexe Verschränkung von Propriozeption und Exterozeption realisiert sich in der Sinneswahrnehmung der ,,threefold cord" (Hilary Putnam) von Körper/Leib, Geist und Welt. Die Sinneswahrnehmung ist nicht nur die grundlegende Bedingung dafür, dass der Mensch sich zu der Welt in Beziehung setzen kann, sondern die Wahrnehmung bezeugt dem Menschen darüber hinaus in genuiner Weise sein In-der-Welt-sein. Zu den Aufgaben einer Anthropologie der Wahrnehmung gehört es daher zu verstehen, wie der Mensch der intrinsischen Wechselbezüglichkeit von Körper/Leib, Geist und Welt in der Wahrnehmung gewahr sein kann, mit anderen Worten: was es heißt, durch die Wahrnehmung zu einem Grundverständnis menschlichen In-der-Welt-Seins zu kommen. Eine überzeugende Antwort auf diese Frage wird auf dem Weg der Einrichtung einer interdisziplinären Arbeitsgruppe an der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft gesucht, die Vertreter der Lebens-, Geistes- und Kulturwissenschaften zusammenbringt, um gemeinsam an dem interdisziplinären Projekt einer Anthropologie der Wahrnehmung zu arbeiten, die formalanthropologische und historisch-anthropologische Ansätze miteinander verbindet.

Porträt Magnus Schlette Fellow 2020/21 Hochkant

FORSCHUNGSGEBIETE

  • Philosophische Anthropologie,
  • Hermeneutik u. Sprachphilosophie
  • Existenzphilosophie
  • Sozialphilosophie
  • Kulturphilosophie
  • Religionsphilosophie

Lebenslauf

  • 1985 - 1987 Zeitsoldat in der Bundesmarine
     
  • 1987 - 1996 Studium der Philosophie, Soziologie und Germanistik in Berlin, Kiel und Frankfurt/M.; MA, Goethe-Universität Frankfurt/M.
     
  • 1999 - 2002 wiss. Mitarbeiter am Lehrstuhl für Ethik, TU Chemnitz
     
  • 2003 Promotion in Philosophie, Goethe-Universität Frankfurt/M.
     
  • 2003 - 2004 European-American Young Scholars' Summer Institute Fellowship: ,,Religion and Secularization" des Wissenschaftskollegs Berlin und des National Humanities Center, USA
     
  • 2005 – 2008 Kollegiat am Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt
     
  • 2008 – 2011 wiss. Mitarbeiter in der Kolleg-Forschergruppe ,,Religiöse Individualisierung in historischer Perspektive" am Max-Weber-Kolleg
     
  • 2010 Habilitation und Venia Legendi in Philosophie, Universität Erfurt
     
  • 2011 - Leiter des Arbeitsbereichs ,,Theologie und Naturwissenschaften", FEST, Heidelberg

Ausgewählte Publikationen

Tabelle

M. Schlette, Die Idee der Selbstverwirklichung. Zur Grammatik des modernen Individualismus, Campus: Frankfurt/M. 2013
M. Schlette/M. Jung (Hg.), Anthropologie der Artikulation. Begriffliche Grundlagen und transdisziplinäre Perspektiven, K&N: Würzburg 2005
M. Schlette, Die Selbst(er-)findung des Neuen Menschen. Zur Entstehung narrativer Identitätsmuster in der Frömmigkeitsgeschichte des Pietismus, V&R: Göttingen 2005
G.Hartung, M. Schlette (Hg.), Religiosität und intellektuelle Redlichkeit, Mohr Siebeck: Tübingen 2012
H. Deuser/H. Joas/M. Schlette (Hg.), The Varieties of Transcendence. Pragmatism and the Philosophy of Religion, Fordham Univ. Pr. 2014 (nach peer review vom Verlag angenommen)
H. Deuser, M. Kleinert, M. Schlette (Hg.), Metamorphosen des Heiligen. Vergemeinschaftung durch Sakralisierung der Kunst, Mohr Siebeck: Tübingen 2014 (vom Verlag angenommen; erscheint im Sommer 2014)
M. Schlette, Philosophische Hermeneutik: Frühe Neuzeit, in: M.Böhl/W. Reinhard/P.Walter (Hg.), Hermeneutik. Die Geschichte der abendländischen Textauslegung von der Antike bis zur Gegenwart, Böhlau: Wien/Köln/Weimar 2013
M. Schlette, Zwischen Innerzeitlichkeit und Überzeitlichkeit. Skizze eines anthropologischen Strukturmodells von Weltzeit, in: G. Hartung (Hg.), Mensch und Zeit, Velbrück: Weilerswist 2013 (im Erscheinen);´
M. Schlette, Kreativität der Artikulation. Zur Logik expressiver Selbstverhältnisse, in: M. Großheim/S. Volke (Hg.), Gefühl - Geste - Gesicht. Zur Phänomenologie des Ausdrucks, Alber: Freiburg 2010
M. Schlette, ,Wahrnehmung' in Nicolai Hartmanns erkenntnistheoretischem Realismus, in: G. Hartung/C. Strube/M. Wunsch (Hg,), Nicolai Hartmann: Von der Systemphilosophie zur systematischen Philosophie, de Gruyter: Berlin/New York 2012

KONTAKT

Prof. dr. MaGNUS SCHLETTE

FEST - Institut für Interdisziplinäre Forschung
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
E-Mail: magnus.schlette@fest-heidelberg.de