Fellow-Klasse 2020-2021 Prof. Dr. Hanno Kube
Arbeitsvorhaben am Marsilius-Kolleg
Gesellschaftliche Selbstermächtigung: Ausmaß, Gründe, Folgen, Maßnahmen.
Gesellschaftliche Selbstermächtigung (SE) fordert Staat und Gesellschaft
zunehmend heraus. Wir verstehen unter SE die Bereitschaft einer Person,
formelle oder informelle gesellschaftliche Regeln zu missachten, weil sie sich
aus übergeordneten, insbesondere moralischen Gründen nicht an sie gebunden
fühlt. Unser Verständnis von SE ist breit, es reicht von Verletzungen des im
politischen Diskurs bislang geltenden Rahmens über einzelne Regelverletzungen
bis hin zu einer generalisierten Nicht-Befolgung von staatlichen Normen wie
bei politischen oder religiösen Extremisten.
Die bisherige Forschung hat
einzelne Aspekte des Phänomens untersucht, etwa im Zusammenhang mit Analysen
zum Rechtspopulismus, zum gesellschaftlichen Zusammenhalt, der sozialen
Normverletzung und der moralischen Entwicklung. Sie analysiert die genannten
Phänomene aber getrennt, sodass kein Gesamtbild der gesellschaftlichen
Entwicklung entsteht; zudem mangelt es an einer interdisziplinären
Perspektive, wodurch erhebliche blinde Flecken verbleiben.
Wir möchten
gesellschaftliche SE in vier Schritten analysieren.
FORSCHUNGSGEBIETE
- Staats- und Verwaltungsrecht
- Europarecht
- deutsches, internationales und europäisches Finanz- und Steuerrecht
- Interesse an grundlegenden Maßstäben und Prinzipien sowie an den geschriebenen und ungeschriebenen Grundlagen der staatlichen Verfasstheit und des gesellschaftlichen Zusammenlebens
- Fragen nach den Funktionen des Rechts (Legitimation; Akzeptanz) und seiner Reichweite im Verhältnis zu anderen Faktoren des menschlichen Miteinanders.
Lebenslauf
- Geb. am 3.8.1970, seit 2001 verheiratet, drei Kinder (geb. 2004, 2006, 2006)
- Promotion und Habilitation an der Universität Heidelberg
- Lehrstühle für Öffentliches Recht und Steuerrecht an der Katholischen Universität Eichstätt- Ingolstadt und an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
- Seit 2014 Lehrstuhl für Öffentliches Recht unter besonderer Berücksichtigung des Finanz- und Steuerrechts an der Universität Heidelberg
- Direktor des Instituts für Finanz- und Steuerrecht der Universität Heidelberg •
- Forschungsaufenthalte und Gastprofessuren an der University of California at Berkeley, am Europäischen Hochschulinstitut, Florenz, an der Cornell University, New York, und an der National Taiwan University, Taipeh •
- Prozessvertretungen vor dem Bundesverfassungsgericht, dem Gerichtshof der Europäischen Union und dem Bundesverwaltungsgericht
Ausgewählte weitere Funktionen und Mitgliedschaften:
- Mitherausgeber und Beiratsmitglied mehrerer (steuer-)juristischer Zeitschriften
- Mitherausgeber eines EStG-Großkommentars (Kirchhof/Söhn/Mellinghoff)
- Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Steuerjuristischen Gesellschaft
- Gründungsmitglied der Regionalgruppe Rhein-Main-Neckar der International Fiscal Association
- Mitglied des Fachinstituts der Steuerberater e. V. und des Walter Eucken Institut e. V.
Ausgewählte Publikationen
Tabelle
E-Government: Paradigmenwechsel in Verwaltung und Verwaltungsrecht?, in: VVDStRL Bd. 78 (2019), S. 289-332. |
Der bundesstaatliche Finanzausgleich – Verfassungsrechtlicher Rahmen, aktuelle Ausgestaltung, Entwicklungsperspektiven, Schriftenreihe Finanz- und Steuerrecht in Deutschland und Europa, Band 9, 141 S., Peter Lang Verlag, Frankfurt a. M. u.a., 2011. |
Finanzgewalt in der Kompetenzordnung, Schriftenreihe Jus Publicum, Band 110, 806 S., Mohr Siebeck Verlag, Tübingen, 2004 (Habilitationsschrift Universität Heidelberg, 2003). |
Unwritten Constitutional Norms and Principles in Germany, in: Eibe Riedel (Hrsg.), Constitutionalism – Old Concepts, New Worlds. German Contributions to the VIth World Congress of the International Association of Constitutional Law (IACL), Santiago de Chile 2004, Berliner Wissenschafts-Verlag, 2005, S. 199-215. |
Staatsaufgaben und Solidargemeinschaften, in: Rudolf Mellinghoff (Hrsg.), Steuern im Sozialstaat, 30. Jahrestagung der Deutschen Steuerjuristischen Gesellschaft e. V., Freiburg, 19. und 20. September 2005, DStJG Bd. 29, Verlag Dr. Otto Schmidt, Köln, 2006, S. 11-38. |
Hoheitsgewalt oder Meinungsfreiheit? Politische Einflussnahme durch ausländische Hoheitsträger auf deutschem Staatsgebiet, in: Arnd Uhle (Hrsg.), Information und Einflussnahme. Gefährdungen der Offenheit des demokratischen Willensbildungsprozesses, Duncker & Humblot Verlag, Berlin, 2018, S. 123-156. |
Persönlichkeitsrecht, in: Josef Isensee/Paul Kirchhof (Hrsg.), Handbuch des Staatsrechts der Bundesrepublik Deutschland, Bd. VII, 3. Aufl., C. F. Müller Verlag, Heidelberg, 2009, § 148, S. 79-145. |
Demokratische Teilhabe als subjektives Recht, in: Michael Anderheiden u. a. (Hrsg.), Verfassungsvoraussetzungen, Gedächtnisschrift für Winfried Brugger, Mohr Siebeck Verlag, Tübingen, 2013, S. 571-600. |
Financing the State – The Tax-funded State versus Multiple and Mixed Financing Strategies, in: Hermann Pünder/Christian Waldhoff (Hrsg.), Debates in German Public Law, Hart Publishing, Oxford, 2014, S. 131-157. |
Neue Medien – Internet, in: Josef Isensee/Paul Kirchhof (Hrsg.), Handbuch des Staatsrechts der Bundesrepublik Deutschland, Bd. IV, 3. Aufl., C. F. Müller Verlag, Heidelberg, 2006, § 91, S. 843-884. |
KONTAKT
Prof. Dr. Hanno Kube
Juristische Fakultät
Institut für Finanz- und Steuerrecht
Ruprecht-Karls-Universität
Heidelberg
E-Mail: kube@uni-heidelberg.de