Fellow-Klasse 2014/15 Prof. Dr. Manfred Cierpka †
Arbeitsvorhaben am Marsilius-Kolleg
Kindheit heute - in hochbelasteten Familien
Eine Untersuchung der Familienstrukturellen, familienpolitischen und ökonomischen Belastungen
Da sich die individuelle psychische und körperliche Entwicklung von Kindern in Beziehungen mit den relevanten Bezugspersonen vollzieht, kommt der Qualität der Eltern-Kind-Beziehung eine besonders hohe Bedeutung zu. Die Verantwortung liegt meistens bei den Eltern, Beziehungen feinfühlig zu gestalten und eine sichere Bindung zum Kind herzustellen. Dies ist wesentlich für die psychisch stabile Entwicklung des Kindes. Nicht alle Familien können diese ,,genügend guten" Bedingungen zur Verfügung stellen. Heutzutage wachsen in den industrialisierten Ländern zwischen sieben und zehn Prozent der Kinder in risikobelasteten Familien auf (UNICEF-Report, 2005). Dies hat für die Kinder erhebliche Konsequenzen auf ihre seelische Entwicklung, die Bildung, die Lebensqualität und die Gesundheit.
Das Projekt wird die psychosozialen Belastungsfaktoren und die protektiven Mechanismen zusammenfassen, die in der heutigen Zeit in hochbelasteten Familien vorkommen. Im Zeitraum des Kollegs sollen über die bereits bekannten Belastungsfaktoren hinaus diejenigen Faktoren identifiziert werden, die in der heutigen gesellschaftlichen und familienpolitischen Entwicklung eine besondere Rolle spielen. Während des Antragzeitraums soll die ,,Heidelberger
Belastungsskala" (HBS; Sidor et al. 2012) darauf überprüft werden, ob es im Verbund mit den Partnern gelingt, auch die aktuellen familienstrukturellen und -dynamischen Belastungen und Chancen zu identifizieren.
FORSCHUNGSGEBIETE
- Familientherapie und Familienmedizin, Psychotherapieforschung z.B. Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik (OPD)
- Schwerpunkt: Präventionsforschung, der Gewaltprävention, z.B. mit dem Curriculum ,,Faustlos" für Kindergärten und Schulen, der Elternschule ,,Das Baby verstehen", und dem Bundesmodellprojekt ,,Keiner fällt durchs Netz" (hier bekannt als Heidelberger Kinderschutz Engagement, HEIKE)
Lebenslauf
- 1971 - 1977 Medizinstudium, Universität Ulm
- 1977 Promotion
- 1978 Assistenzarzt an der Abteilung Psychosomatik, Universität Ulm
- 1979 - 1983 Facharztausbildung am BKH Günzburg (Psychiatrie, Neurologie, stationäre Psychotherapie)
- 1980 - 1986 Psychoanalytische Ausbildung am Psychoanalytischen Institut Ulm
- 1984 - 1991 Abteilung Psychotherapie, Universität Ulm
- 1987 Oberarzt der Psychotherapeutischen Ambulanz
- 1989 Habilitation für das Fach Psychotherapie an der Universität Ulm. 'Zur Diagnostik von Familien mit einem schizophrenen Jugendlichen'
- 1991 - 1998 Professor für Psychosomatik und Psychotherapie mit Schwerpunkt Familientherapie an der Universität Göttingen
- 1998 - Ärztlicher Direktor des Instituts für Psychosomatische Kooperationsforschung und Familientherapie am Universitätsklinikum Heidelberg
Ausgewählte Publikationen
Table
Cierpka M. (Hrsg.)FAUSTLOS - Ein Curriculum zur Prävention aggressiven Verhaltens. Hogrefe, Göttingen, 2001 |
Cierpka M. (Hrsg) (2012) Frühe Kindheit 0-3 Jahre. Beratung und Psychotherapie für Eltern mit Säuglingen und Kleinkindern. Springer, Heidelberg |
Cierpka M., Arbeitskreis OPD, OPD-2. Die neue Version der Operationalisierten Psychodynamischen Diagnostik. Psychotherapeut 51(2):171-174, 2006. |
Cierpka, M., T. Grande, G. Rudolf, M. von der Tann, M. Stasch u. the OPD Task Force. The Operationalized Psychodynamic Diagnostics System: Clinical Relevance, Reliability and Validity. Psychopathology 40: 209-220, 2007. |
Cierpka, M. (2009): ,,Keiner fällt durchs Netz" Wie hoch belastete Familien unterstützt werden können. Familiendynamik, (34), 156-167. |
Buchheim A, Viviani R, Kessler H, Kächele H, Cierpka M, Roth G, et al. (2012) Changes in prefrontal-limbic function in major depression after 15 months of long-term psychotherapy. PLoS One 7(3):e33745. |
Kessler, H., Taubner, S., Buchheim, A., Münte, T.F., Stasch, M., Kächele, H., Roth, G., Heinecke, A., Erhard, P., Cierpka, M. & Wiswede, D. (2011). Individualized and Cli-nically Derived Stimuli Activate Limbic Structures in Depression: An fMRI Study. PLoS ONE 6(1), e15712.,1-9. |
Sidor, A., Eickhorst, A., Stasch, M., Cierpka, M. (2012) Einschätzung der Risikobelastung in Familien im Rahmen von Frühen Hilfen: Die Heidelberger Belastungsskala (HBS) und ihre Gütekriterien. Prax Kinderpsychol Kinderpsych, 61: 766-780. |
Sidor, A., A. Eickhorst, E. Kunz und M. Cierpka (2013) The Effectiveness of the Prevention Program "Keiner fällt durchs Netz" (KfdN) ["Nobody slips through the net"] A contolled study to investigate the effects on the child, on the mother, and on the interaction between the mother and the child. Infant Mental Health Journal, Vol. 34(1), 11-24. |
Sidor A., Fischer, C., Eickhorst, A., Cierpka, M. (2013) Influence of early regulatory problems in infants on their development at 12 months: a longitudinal study in a high-risk sample. Child and Adolescent Psychiatry and Mental Health, 7: 35. http://www.capmh.com/content/7/1/35 . |
KONTAKT
Prof. dr. Manfred cierpka
Medizinische Fakultät Heidelberg
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg